Das Eckige muss ins Runde!! Ob 260 kg Kartoffeln in einen Toyota passen, ist mal wieder bewiesen! Die leckeren Bio-Speisekartoffeln (Umstellungsware) der Familie Thier aus Langenerling fanden in diesem Jahr aufgrund Corona keinen Abnehmer. Ich wollte helfen und habe nach Möglichkeiten gesucht, die Kartoffeln vor der Biogasanlage zu retten. Daher möchte ich Euch heute erzählen, wie aus etwas Kleinem ganz was Großes wurde.


Aber alles der Reihe nach – Angefangen hat es mit ein paar unterschiedlichen Kartoffelgerichten, die von Claudia, einer Bekannten aus meinem Heimatdorf, auf Whats-App gepostet wurden. Ich fragte sie ganz flapsig, ob Ihre Familie unter die Kartoffelbauern gegangen wäre, wohl wissend das die beiden ja eigentlich einem anderen Job nachgehen. Sie erzählte mir, dass Sie in diesem Jahr wirklich auf die „Kartoffeln“ gekommen sind und im Frühjahr das erste mal Biokartoffeln angepflanzt haben. Leider waren die Absätzmärkte in diesem „Coronajahr“ eingebrochen sodass sie die Kartoffeln jetzt erst mal ab Hof vertreiben würden. Die Gastronomen in der Nähe hätten ihre Bestellungen storniert. Und was sie nicht verkaufen können, kommt in die Biogasanlage, hatte sie mir berichtet.
Da ich ohnehin gerne regional und in Bioqualität einkaufe, fahre ich beim nächsten Besuch bei meiner Mutter auch kurz bei Claudia vorbei und hole mir mal zwei Säcke der Biokartoffeln zum Probieren.

Noch am gleichen Abend habe ich aus der vorwiegend mehligkochenden Sorte Argia Fingernudeln und am nächsten Tag Zwetschgenmaultaschen und am übernächsten Tag einen Kartoffelsalat gemacht. Und siehe da – MEGA – LECKER!



Ganz überzeugt von den beiden Sorten Ditta (festkochend) und Agria (vorwiegend mehlig kochend) wollte ich irgendetwas tun, damit diese ausgesprochen mega-leckeren, sämig, gelben Kartoffeln nicht in der Biogasanlage landen.
Ich habe meine Freundin „Margit“ aus dem Chiemgau angeschrieben und sie hat als erste die Trommel für die Kartoffeln gerührt. Zudem habe ich auf FB in der Vegan-Gruppe-München einen Aufruf gestartet.
4 Tage später haben wir die erste große Bestellung von ca. 250 kg Kartoffeln zusammen. Da ich mit meiner Mama ohnehin einen Ausflug im Auto unternehmen wollten, haben wir einfach die Transportfahrt der Kartoffeln mit unserem „gemeinsamen“ Tag verbunden. Ich muss schon sagen, dass man jedes Kilo der Kartoffeln im Kofferraum beim Anfahren und Bremsen gemerkt haben. Schön vorsichtig fahren, dann gehts schon!

Angekommen im 200 km entfernten Samerberg im Chiemgau haben uns die ersten, aber dafür riesigen Schneeflocken erwartet. Trotz des schlechten Wetters und des Nebels ist diese Gegend trotzdem unglaublich zauberhaft. Die Umladung der Ware in das andere Auto zum Ausfahren, ging Hand in Hand und wir machten uns über die Berge wieder auf den Rückweg.




Ganz beseelt von dem Ausflug sind meine Mama und ich am späten Abend wieder in Langenerling angekommen. Ich habe mich noch verabschiedet und bei Claudia noch weitere 180 kg Kartoffeln mit nach München genommen. Sie werden morgen von Ihren Bestellern Vegan-Gruppe bei Facebook abgeholt. Eine Freundin von Margit – Elisabeth holte noch eine große Bestellung von ca. 100 kg Kartoffeln ab.

Zwei Tage später bin ich ein weiteres Mal zu meiner Mutter gefahren. Da ich schon wieder eine große Bestellung hatte, würde es wenigstens keine Leerfahrt werden.
Speziell die Bestellungen von Thomas Michels sind mir aufgrund der 46 Pakete Kartoffeln aufgefallen. Er erhöhte quasi stündlich die Zahl der Bestellung. Er wollte unbedingt die Pakete mit seinem Rad abholen, obwohl ich ihm angeboten habe, dass ich es ihm die Bestellung auch liefern kann. Es sind ja doch gut 115 kg.


Als Thomas und sein Freund Martin am Abend mit Ihren Lastenrädern zur Hofeinfahrt rein gekommen sind und ich Ihre Hänger sah, zweifelte ich keine Minute mehr, dass die Ladung in die Hänger gehen würde. Verrückte Kerls!!
Aus ökologischen Gründen machen Sie immer wieder mal solche Fahrten an den Stadtrand, um zu beweisen, dass man fast alles mit Rädern fahren kann. Die beiden Radaktivisten treibt ein idealistischer Hintergrund und der Kampf für eine verkehrsarme Stadt und mehr Radwege an.
Erst an diesem Abend erzählte mir Thomas, dass er einen Spendenaufruf für die Tafel München über Twitter machte und er dort über 1.800 Euro auf kurze Zeit vor Weihnachten sammeln konnte. Weitere 1,5 Tonnen können der Tafel am Samstag geliefert werden.
Die Familie Thier hat die Kartoffeln am Samstag mit einem Lieferwagen zur Allianzarena gebracht. Dort wurden die Kartoffeln in Radanhänger umgeladen und mit diesen zur Tafel München Schäftlarnstraße 10, 81371 München gefahren. Es hatten sich zwei Dutzend Radfahrer mit Lastenrädern, als Helfer angemeldet.
Ich war schwer beeindruckt, als ich diese Gemeinschaft an Radfahrern mit ihren Rädern sah.








Nachdem der Lastwagen nach einer kleinen Reifenpanne auf der Autobahn etwas verspätet ankam, hatte ich Zeit mir die Räder in Ruhe an zu sehen. Das ein oder andere Teil hätte mir schon gefallen. Man kommt gleich ins Überlegen, ob man selber im Alltag ein solches Lastenrad nutzen könnte.












Es waren sicher über 50 Fahrradfahrer mit Ihren Fahrrädern. Im Nu war der Lastwagen leer und die Lastenrädern sind einzeln, also nicht in Gruppen und mit Masken zur Tafel gestartet. Dazu wurde über Twitter wegen der steigenden Coronazahlen aufgerufen. Aus dieser Gemeinschaft haben sich alle ausnahmslos und anstandslos daran gehalten. Echt beeindruckend!
Die Fahrt ging entlang der Isar bis zum Zentrallager der Tafel Münchens. Alles verlief reibungslos.







Die Tafel hat sich vielmals für die Spende bedankt. Sie bekommen leider nur sehr selten Kartoffellieferungen, da diese extrem lange haltbar und meist in den Läden verkauft werden können. Meistens sind es eher Kartoffeln im Glas, die sie gespendet bekommen. Daher ist diese Lieferung vor Weihnachten auch sehr Willkommen und wird dankend angenommen.
Zum Schluss möchte ich mich gerne noch einmal persönlich Bedanken. Mein Dank geht an die Familie Thier, die die letzten beiden Tage im Akkord Kartoffeln, abgewogen, portioniert und verpackt haben. Danke auch an alle Spender, Helfer, Radler und Menschen, die diese Aktion einzigartig gemacht haben. Der größte Dank gilt dem Initiator und Individualisten Thomas, der diese Aktion, mit den gesammelten Spenden von insgesamt 1.800 Euro erst möglich gemacht hat.
Für mich persönlich war es eine einzigartige Erfahrung, ein Teil dieses coolen Projekts gewesen zu sein. Zugegeben hat es einen Suchtfaktor!
Für mich ist es mein persönliches Weihnachtswunder.
Veröffentlichungen:
https://www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/zu-viele-kartoffeln-radlaktivisten-kaufen-bio-bauern-ernte-ab-art-693536