Nach dem strengen Winter öffnen wir nun endlich im März den Brutkasten, in dem im letzten Jahr die Tannenmeisen gebrütet haben und säubern diesen gründlich. Man sagt, dass man das Nistmaterial über den Winter im Brutkasten lassen sollte, sodass sich gegebenfalls Tiere oder Insekten vor kalten Nächten im Winter schützen können. Ein schön geformtes und verwobenes Nest aus Moos, getrockneten Gräsern und allerlei Polstermaterial kommt zum Vorschein. Wir sind sehr gespannt, wie lange es dauert, bis ein Vogelpaar das Haus bezieht!

Den Vogelnistkasten haben wir sehr bewusst, mit einem Vorsprung am Eingang ausgewählt, sodass dieser marder-und katzensicher ist. Zudem wollten wir einen Nistkasten, mit einer leicht zu öffnenden Klappe für die Reinigung im Frühjahr.

Keine Woche nach der Reinigung entdecken wir eine Blaumeise, die sich Ihre Wohnung bereits mit viel Polstermaterial in Akkordarbeit ausbettet hat.

Immer und immer wieder passt sie das Nest nach ihren Bedürfnissen an, zupft, rupft und rüttelt sich das Nest zurecht. Es sieht schon sehr gemütlich aus.

Jeden Tag legt sie ein Ei ab, bis es insgesamt 11 Eier sind. Ab diesem Zeitpunkt sitzt sie auf den Eiern und fliegt nur noch kurz aus dem Nest, um sich Futter zu suchen. Während das Elterntier nicht da ist, deckt sie die Eier liebevoll mit dem Moos ab. Ich denke das ist auch notwendig, weil es zum Teil Nachtfrost hat und unter Tags auch maximal einstellig Höchstwerte hat.

20 Tage sitzt sie auf den Eiern und brütet, bis am 3ten Mai endlich das erste Jungtier sichtbar ist.

Dann geht es Schlag auf Schlag. Ein Ei nach dem anderen öffnet sich und die Jungtiere werden abwechselnd gefüttert, gewickelt und wieder gewärmt.

Am 5ten Mai sind dann 10 der 11 Tiere geschlüpft.

Hier auf diesem Video sieht man sehr gut, wie die Mutter erst oben was rein steckt, das Jungtier sich umdreht und unten kommt postwendend wieder was raus. 🧐

Da es immer noch sehr niedrige Temperaturen hat, es kaum Insekten gibt, entschließe ich mich lebendige Mehlwürmer, Buffalowürmer und später auch Wachsmaden zu zufüttern, sodass so viele Blaumeisen wie möglich überleben. Die Jungtiere werden naturgemäß von den Vogeleltern mit Insekten gefüttert. Wer den Vögeln während der Brut- und Aufzuchtzeit etwas Gutes tun und sie unterstützen möchte, kann zusätzlich Lebendfutter anbieten. Hier findet Ihr mehr Infos zur Aufzucht und den Lebensweisen von Blaumeisen.

Zu meinem Entschluss „zu zufüttern“ hat auch das Blaumeisensterben im Jahr 2020 beigetragen. Wie Untersuchungen ergaben, sind sehr viele Vögel an dem Bakterium Suttonella ornithocola gestorben. Für den Bestand und die Arterhaltung war dies wohl recht drastisch.

Täglich werden die Tiere sichtlich größer…

…fordender…und werden von beiden Elternteilen hingebungsvoll gefüttert. Oftmals bleibt ein Vogel im Nest und wärmt die Kleinen und der zweite Vogel bringt Futter für die Bande.

Manchmal müssen die Zwerge geweckt werden, aber dann gehen alle 10 Schnäbel steil nach oben und fordern mehr. 😁

Unermüdlich fliegen die Eltern und schaufeln die Schnäbel der Kleinen voll.

Einer fliegt weg, die nächsten Elternteile kommen ins Futterhaus und holen einen Schnabel voll Mehlwürmer für die Jungtiere. Inzwischen hat sich in der Nachbarschaft bei den Kohlmeisen und sogar den Gartenrotschwänzchen herumgesprochen, dass es eine unerschöpfliche Quelle an Mehlwürmern bei uns gibt.

Die Jungtiere sind inzwischen schon so hungrig, dass sie den Eltern bis zum Einflugloch so gut es geht entgegenlaufen. Theatralische Situationen, wie im Video sichtbar, können sich dadurch ergeben und für uns war sicher der ein oder andere Lacher dabei. Man sieht inzwischen sehr gut, wie der Flaum entlang des Rückens wächst.

Die Mehlwürmer werden von allen Vogeleltern im Durchflug ins Nest zu den Jungtieren gebracht.

Diplomatisch geht anders – die Vogeleltern drängen die Jungtiere wieder in die Mulde zurück.

Diese Reaktion der Eltern hat vermutlich einen triftigen Grund. Im letzten Jahr haben wir einen Specht am Einflugloch beobachtet. Er hat nur den Schnabel in das Loch gehalten. Offensichtlich hatte ein Jungtier die Gefahr nicht erkannt und den Schnabel vielleicht sogar mit den der Eltern verwechselt, wurde aus dem Nest gezerrt und somit selbst zum Futter für die Jungtiere des Spechts. Auch das ist Natur.

Die kleinen Blaumeisen sind inzwischen schon so groß, dass ich die Wachsmaden, die ca. 5x größer als die Mehlwürmer sind, ausprobiere. Das Schlucken geht schon ganz gut und die Eltern können die Schnäbel viel effizienter füttern. 😉

Ich hatte auch lebende Zophobas ausprobiert, die haben sogar die Eltern als zu groß befunden. Ich denke die sind ca. 10x größer als die Mehlwürmer. Die Igel haben sich über die Extraportion gefreut.

Hier zerlegt eine Blaumeise einen Mehlwurm. Interessant zu beobachten, wie sie die Mehlwürmer für die Jungen vorbereiten. Das Video ist aber nichts für schwache Nerven. Wer also hier etwas empfindlicher reagiert, rate ich ab, das Video zu starten.

Inzwischen sind die Zwerge schon 11 Tage alt. Sie sind alle fit, agil und haben eine gute Reaktion!

Die Eltern fliegen was die Flügel hergeben. Räumen den Dreck aus den Nest, putzen das Gefieder der Jungtiere und kümmern sich hingebungsvoll. Inzwischen füttern sie von 5 Uhr morgens bis zur abendlichen Dämmerung um 21:30 Uhr.

Langsam wird das Nest etwas eng und klein für die 10 Nestlinge!

….der Hunger ist unersättlich…

…die Eltern müssten sich bei dieser Kinderschar verdoppeln! Sie fliegen doppelt so schnell und holen Schnäbel von Futter für die Jungtiere. Sie machen einen unglaublich guten Job.

Alle 10 Vögel wachsen mehr oder weniger gleichmäßig. Kein Jungtier wird so vernachlässigt, dass er hinten anstehen müsste. Alle entwickeln sich in etwas gleichschnell und gleichstark!

Tag 17: Das Nest, eigentlich die ganze Bruthöhle, wird für die 10 Jungtiere zu klein. Es wird Zeit, die Flügel zu stärken, zu flattern und sich startklar zum Ausfliegen zu machen.

Tag 20 – Mit großer Freude habe ich die Blaumeiseneltern beobachtet, wie sie die 10 Jungtiere über 2 Stunden aus dem Nest, mit Ihren Rufen gelockt haben. Das letzte Jungtier war sehr zaghaft und ist aber nach 10 Anläufen auch mit einem wagemutigen Sprung aus dem Nest geflogen…

Ich bin dankbar und glücklich, dass bisher alle Tiere überlebt haben. Die Blaumeiseneltern haben Ihre Schützlinge mit Einsatzkraft, Mut und Elterninstinkten, mit ihren scharfen Krallen und aggressiven Verteidigungsflügen gegen Elstern, Krähen, Eichhörnchen und Spechte beschützt. Ja, sie haben sogar die viel größeren Kohlmeisen immer wieder aus den Futternäpfen vertrieben und somit die Rangordnung festgelegt. Die Eltern werden die Ästlinge noch 15 Tage mit Lebendfutter weiterfüttern und ihnen alles zeigen, was für das Überleben notwendig ist. Natürlich werden wir die Eltern und die Jungtiere weiterhin mit Futterzugaben unterstützen.

Zudem haben wir beobachtet, dass die Eltern das alte Ei noch am selben Tag, an dem Jungtiere das Nest verlassen haben, aus dem Nest geräumt haben und die Nestmulde neu geformt haben. 3 Tage später sind 3 neue Eier sichtbar! Wir beobachten und berichten gerne, wie es weitergehen wird. 🐤🐣🐥

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